Gletscher als Zeugen der Klimaerwärmung
Mein heutiger Rangertag führte mich zur Berliner Hütte in den Zemmgrund, dort befindet sich unter anderem das Horn- und Waxeggkees. Kees ist ein regionaler Ausdruck für Gletscher im Zillertal, der aus dem althochdeutschen stammt. Unsere Gletscher sind ein Überbleibsel der letzten Eiszeiten. Die letzte Eiszeit (Würmeiszeit), die ihre Hochblüte vor ca. 20.000 Jahren hatte, überzog die Alpen bis nach München mit einer durchgehenden Eisschicht. Nur die höchsten Gipfel und Bergmassive überragten diese Eismassen.
Gletscherschliff bei der Berliner Hütte
An manchen Stellen waren diese Eisschichten mehr wie einen Kilometer dick! Im Angesicht dieser Tatsachen ist die Dauer eines Menschenlebens nichts, auch der Zeitraum seit dem wir Wetterdaten aufzeichnen, ist sehr gering. Klimaschwankungen in größeren und kleineren Zyklen sind ganz normal. Diese hat es in den letzten hunderten Millionen Jahren immer wieder gegeben. Seit dem Beginn der Industrialisierung ist die Erwärmung jedoch sehr stark und verläuft im Vergleich zu früheren Erwärmungen in sehr kurzer Zeit. Unsere Gletscher sind hier Klimazeugen.
Durch den Gletscherrückgang werden viele Gletscherspuren sichtbar. Zum Beispiel die Trogform von Tälern (siehe Foto Rangerbericht „Gunggl-Wildes Hochtal“), Seiten- und Endmoränen oder der Gletscherschliff wie dieser hier neben der Berliner Hütte.
Nirgendwo in den Alpen sieht man Sichelbrüche schöner und zahlreicher wie hier. Sie zeigen uns die Fließrichtung des ehemaligen Gletschers (wie ein Pfeil durch den Bogen fliegen würde – so floss der Gletscher).
Laut Gletscherbericht 2013 des Oesterreichischen Alpenvereins: Bergauf 02/2013, hat das Hornkees um 26 m und das Waxeggkees um 35 m innerhalb eines Jahres an Länge verloren. Im selben Jahr wurde in Österreich erstmals am 08. August die 40°C Marke gemessen. Das sind schon Daten, die einen nachdenklich stimmen können!